Weihnachtsfrisur - Eine Katzenweihnachtsgeschichte von Jan D'LordDas wird ein Weihnachten werden! Üblicherweise werden wir kleinen Lieblinge mit Geschenken und leckerem Fressen verwöhnt, das wir das ganze Jahr nicht wieder vorgesetzt bekommen. Aber diesmal stellt Jenny sich stur. "Ja, Bluebell, ich bin es leid, als Einzige hier mein Gehirn und mein Portemonnaie zu strapazieren, um für euch Bande ein paar festliche Tage zu veranstalten. Dieses Jahr bin ich mal dran. Wenn ihr nicht mit ein paar anständigen Geschenken für mich und Ross aufwartet, sage ich Weihnachten ab!" Wie kann sie so was sagen? Ich weiß ja nicht mal, wo die Geschäfte sind, und auch wenn ich es wüsste - ich besitze keine von diesen kleinen Plastikkarten, die Ross immer mit der Schere halbiert. Wo kommt das Geld eigentlich her? Ross erzählt Jenny immer, dass es nicht auf den Bäumen wächst, und er hat recht. Ich sehe schließlich jede Woche nach, für den Fall, dass er doch unrecht hat. Also flitze ich den Walnussbaum hinauf, um nach dem Stadtzentrum Ausschau zu halten. Ich war ganz froh, dass ich es nicht entdecken konnte, obwohl ich jedes Feld abgesucht hatte. Jenny sagt nämlich, dass um diese Jahreszeit ein fürchterliches Gedränge dort herrscht. Ich widmete mich lieber für eine Stunde meiner Frisur, wobei ich ungern gestört werde. Das brachte mich auf die Idee. Da ich keine Geschenke kaufen kann, könnte ich meine Dienste anbieten. Jenny macht sich an Weihnachten gerne eine neue Frisur, und Ross sieht sowiese wie ein Heuschober aus. Ich könnte sie in Form lecken. Ich wartete, bis sie schliefen, das wäre dann eine hübsche Überraschung, wenn sie morgens aufwachen. Vorsichtig sprang ich auf die Bettdecke; Ross schnarchte laut. Zuerst kam Jenny dran, weil sie auf dem Rücken lag. Ich streckte die Zunge heraus und begann sie einzuseifen. Erst kicherte sie, und ich dachte schon, sie hätte mich erwischt, aber dann fiel sie wieder in ihre Träume, und ich hatte eine halbe Stunde Ruhe. Ich fing an der Stirn an und leckte alles nach oben, bis ich einen hübschen Berg aufgehäuft hatte. Die Spitze konnte ich dann leicht zu einer Locke biegen, sodass es wie eine Welle aussah, die sich an Strand bricht. Ross sagt immer, dass er welliges Haar liebt. Er drehte sich auf den Bauch. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als ihm den Hinterkopf zu lecken. Er wird einen Spiegel benötigen, um mein Weihnachtsgeschenk zu würdigen, aber ich hatte unendliche kreative Möglichkeiten. Ich weiß, dass er Blumen mag, deshalb leckte ich ihm alle Haare in Form einer Chrysantheme. Ich hielt inne und begutachtete befriedigt mein Werk, zumal sie am nächsten Morgen zu einem Weihnachtsfrühstück in das elegante Haus von Ross' Chef eingeladen waren. Ich dachte, das Bett brennt, so laut kreischten sie, als sie aufwachten. Dabei sahen sie hübsch aus. Das heißt, wenn man davon absieht, dass Ross eher einem Löwenzahn ähnelte. Jenny lief zum großen Spiegel, kreischte wieder und gab Ross eine schallende Ohrfeige. "Ich war das nicht", verteidigte er sich und hob schützend den Arm."Das bist du gewesen. Guck mich doch mal an!" Ich schlich davon. Sollten sie selber sehen. Mein Weihnachtsgeschenk hatte ihnen nicht gefallen. Ich war ganz geknickt. Was noch schlimmer war - nur noch ein Tag, und ich hatte immer noch kein Geschenk! Also mußte ich mir rasch was ausdenken. Vielleicht lasse ich sie auf meinem Kissen schlafen? Aber wie ich sie kenne, gefällt es ihnen zu gut, und sie behalten es. Ich kuschelte mich erst mal zusammen, mir würde schon noch was einfallen. Als sie singend und schwankend zurückkehrten, hatte ich inzwischen unter dem Weihnachtsbaum lauter hübsche Geschenke aufgereiht. "Bluebell! Du bist ein Schatz!" gurrte Jenny, als sie mich an sich drückte. "Ich liebe diese vertrocknete halbe Maus, die du das ganze Jahr über durch den Garten gezerrt hast, und die schöne runde Kugel, die du aus deinen Haaren geformt hast. Aber am allerschönsten finde ich den zerdatschten und zermatschten Sahnebonbon, den du in stundenlanger Arbeit hinter dem Kühlschrank hervorgefischt hast." Sie bewies ihr Entzücken, indem sie Willow, Bramble, Clover, Bracken, den kleinen Katzen und mir die besten Stücke vom Truthahn und ein Päckchen mit Leckerli spendierte. Ich habe ein ganzes Jahr Zeit, herauszufinden, woher das Geld kommt. Und ich muss unbedingt die Geschäfte ausfindig machen. Meine Zunge tut mir immer noch weh. Manche Leute haben eben keinen Sinn für Kunst! zurück zum Adventskalender |